Vincent Burek wurde am 18. Juli 1920 als erstes Kind von Marzian Burek, einem Kunst- und Grubenschmied, und dessen Ehefrau Maria im damals oberschlesischen Ruda geboren. Seine Kindheit verbrachte er mit seiner jüngeren Schwester Irene im damaligen Hindenburg (jetzt Zabrze), wo die Familie eine Wohnung in der Arbeitersiedlung der Borsigwerke bewohnte.
Nach der Schulzeit wechselte er auf die Meisterschule des deutschen Handwerks in Breslau, wo Burek freie und angewandte Kunst, Buchdruck und Gebrauchsgraphik studierte. Schon als 18-Jähriger erhielt er das Stipendium des Jahres, das ihm eine Studienreise auf den Balkan (1938) und in die Türkei (1939) ermöglichte. Mit einer reichen Ausbeute an Landschaftbildern und Menschenstudien kam er nach Kriegsausbruch nach Deutschland zurück.
Bis zu seiner Einberufung blieb Burek an der Breslauer Akademie. Als Soldat kam er nach Russland, wurde bei Stalingrad gefangengenommen und blieb bis Kriegsende in Gefangenschaft am Ural. In zahlreichen erhalten gebliebenen Aquarellen und Federzeichnungen hielt er seine Erfahrungen von Krieg und Gefangenschaft fest. Bereits im November 1945 konnte er in die Heimat zurückkehren und ging zunächst nach Berlin, wo er als Illustrator für die Jugendzeitschrift "Horizont" arbeitete.
Kriegsweihnacht 1941
1946 heiratete er in Zwickau seine Frau Dorle und gelangte mit ihr in die hessische Schwalm nach Ziegenhain, wo das Paar 1947 eine neue Heimat fand. Vincent und Dorle waren auf dem Weg in die Schwalm zeitweise auf der Ottoburg in Schlitz zu Hause.
Zwei Kinder wurden geboren und Vincent Burek verdiente den Lebensunterhalt in den besonders für Künstler auch schweren Jahren, da Kunst kaum nachgefragt war, zunächst mit Werbe-und Gebrauchsgraphik. Bis in die 1950er-Jahre war er auch als Bademeister im Ziegenhainer Freibad in den Schwalmwiesen tätig.
Die noch von den Erlebnissen des Krieges, von Gefangenschaft und Heimatverlust mitgeprägten Arbeiten der Nachkriegszeit sind verständlicherweise oft dunkel gehalten, vielfach als Kohlezeichnungen ausgeführt. Aber auch Aquarelle und Ölbilder entstanden in dieser Zeit, die durch ihre Farbigkeit nach und nach dem Licht mehr Raum gaben.
Burek um 1950 beim Malen in den Schwalmwiesen
Burek gehörte auch der "Gruppe Kassel" an und war Mitglied des Kasseler Kunstvereins und des Bundes Deutscher Gebrauchsgraphiker. Seit 1948 beteiligte er sich an zahlreichen Ausstellungen.
Die hessische Schwalm ist eine Landschaft, die Künstler bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert oft und gern aufsuchten. So entstanden hier die so genannten "Malerkolonien" Röllshausen und Willingshausen. Burek fand in der Schwalm in den Künstlern Henner Knauf, Günther Heinemann und Paul Halbhuber Freunde, mit denen er die "neue gruppe schwalm" gründete. Ihr Ziel war es, die traditionelle Schwälmer Malerei weiterzuentwickeln und mit neuen Techniken und einer anderen Bildsprache neu zu gestalten.
Günther Heinemann (1914-1999) aus Willingshausen war mit Marianne Thielmann verheiratet.
Beide gehörten zum engen Freundeskreis Bureks.
Henner Knauf (1901-1976) mit Vincent Burek.
Knauf stammte aus Zella und war einer der letzten traditionellen Schwälmer Maler.
Neben der Aquarell- und Ölmalerei widmete sich Burek aber auch weiterhin den graphischen Techniken, besonders dem Linolschnitt.
Er griff zahlreiche Schwälmer Motive auf und gestaltete sie in abstrahierender Formsprache mit klaren Linien und intensiven Kontrasten neu.
Beim Besuch der documenta 1968
In den 1950-er und 1960-er Jahren entwarf er zudem Kirchenglas- und Glasschlifffenster, unter anderem für den Senatssaal der Justus-Liebig-Universität in Gießen, erstellte Industriedesign-Entwürfe und war auch weiterhin als Werbegrafiker tätig. Bureks Wandgestaltungen an Bauten des öffentlichen Raumes sind vor allem in Nord- und Mittelhessen noch zahlreich erhalten. Dazu zählen Sgraffiti, Mosaikarbeiten und auch Wandteppich-Entwürfe. Leider sind diese zum Teil aber auch bei Sanierungs- oder Renovierungsarbeiten verlorengegangen, so vor einigen Jahren die großflächige Wandgestaltung am Gebäude der Schwalmschule in Treysa und 2020 ein fast 40 Meter langes Wandmosaik an der Ziegenhainer Grundschule am Alleeplatz.
Vincent Burek gründete auch das Kunstkabinett im Museum der Schwalm in Ziegenhain, das er selbst leitete und in dem sich bis zuletzt sein Atelier befand.
Ausstellung "Maler der Schwalm" im Kunstkabinett 1972
Ausstellung mit Holzschnitten von HAP Grieshaber (1909-1981) im Kunstkabinett
Burek beim Vorbereiten einer Ausstellung mit Werken des Kasseler Künstlers Walter Nikusch (1908-1987)
Auch die Gründung der Künstlervereinigung "Zwalmbruecke", die sich 1974 bildete und zu einem regen Austausch und zu Begegnungen von Malern aus der Schwalm und der belgischen Region um Munkzwalm geführt hat, ging mit auf Bureks Initiative zurück.
Burek schrieb im Ausstellungskatalog:
"Sie vereint Künstler, die bereits in Flandern und Hessen und über deren Grenzen hinweg bekannt geworden sind. Ihre Aussageformen sind so verschieden, wie sie es innerhalb der reichen Möglichkeiten moderner Kunst nur sein können. Es eint sie das ausgeprägte Gefühl für die Qualität einer künstlerischen Arbeit und der spürbare Drang, neue Ufer zu gewinnen, durch den eine Bestrebung erst wesentlich wird. ... Heute kommen fortschrittliche künstlerische Impulse nicht nur aus den Städten, sondern auch vom Land her und finden nicht nur in den Lebenszentren, sondern auch in kleinen entlegenen Gemeinden aufnahmebereiter Menschen ein Echo."
1971 erschien der Band "Grafik aus der Schwalm" mit Bureks Schwälmer Linolschnitten.
Vincent Burek starb am 21. Dezember 1975 im 56. Lebensjahr, knapp fünf Jahre nach Gründung des Kunstkabinetts, in seiner Heimatstadt Ziegenhain.
Ihre letzte Ruhe fanden Vincent und Dorle Burek (1922-1996) auf dem Friedhof in Ziegenhain.
Das in den Grabstein eingesetzte Mosaik zeigt die Hl. Elisabeth und stammt von einem Entwurf für Bureks Auftragsarbeit im Diakonissenheim in Kassel.